20.09.2023

Der Ausbau von 5G- und Glasfaser-Verbindungen in Deutschland kommt voran, gleichwohl noch immer große Lücken in der Netzabdeckung bestehen. Über den Stand der Anstrengungen berichtet das Digital- und Verkehrsministerium und kann weitere positive Nachrichten verkünden.

„Zonenrandgebiet“ ist sicherlich der falsche Ausdruck, weil er an Jahrzehnte deutsche Teilung der Nachkriegszeit erinnert. Aber das Wort fällt einem schon ein, wenn man nach dem Urlaub von einem Nachbarland über die Grenze kommt und sich empfangstechnisch kilometerlang immer noch dort oder im Nirvana wähnt. Dabei sind es nicht nur die Grenzregionen, wo von der bis 2024 versprochenen flächendeckenden 5G- und Glasfaserversorgung noch keine Rede sein kann.

Man sollte aber auch nicht alles schlechtreden hierzulande, denn die Verhältnisse haben sich deutlich verbessert in den letzten Jahren. Das geht auch aus einem Bericht des Digital- und Verkehrsministeriums (BMDV) anlässlich der Feier zu „Ein Jahr Gigabitstrategie“ hervor. Demnach haben im vergangenen Jahr rund vier Millionen zusätzliche Haushalte einen Anschluss an das schnelle Glasfasernetz erhalten.

Ausbau scheitert oft auch am Preis

Ausbauziel bis 2030 ist es, überall in Deutschland schnelle Glasfaseranschlüsse und 5G-Netze aufzubauen. Bisherige Bemühungen scheiterten oft daran, dass die Anbieter vorzugsweise die Städte zuerst bedienen und die ländlichen Regionen, weil weniger lukrativ, eher links liegen ließen. Das soll sich mit der Gigabitstrategie ändern. Und das zeigt auch beim Mobilfunk schon Früchte. Denn innerhalb eines Jahres ist die 5G-Versorgung in Deutschland um 22 Prozentpunkte auf immerhin 87 Prozent der Fläche gestiegen, so die Zahlen des BMDV.

Der Ausbau scheitert oft am Preis (Quelle:AdobeStock/Kalawin).

Wie der Ressortchef Volker Wissing (FDP) der Nachrichtenagentur dpa sagte, sei eine umfassende, leistungsfähige und zuverlässige Versorgung mit Gigabit-Netzen die Grundlage für eine erfolgreiche Digitalisierung und die Zukunftsfähigkeit des Standortes Deutschland.

Die Nachfrage nach Glasfaserzugängen in den Haushalten hinkt allerdings immer noch hinter dem Angebot hinterher. Denn Fiber to the Building (FTTB) und Fiber to the Home (FTTH) und die Freischaltung der Glasfaseranschlüsse sind nicht dasselbe. Und laut einer vom Internetbranchenverband VATM in Auftrag gegebenen Studie von Dialog Consult sind nur bei einem Viertel der Haushalte, an denen FTTH und FTTB verfügbar sind, die Glasfaseranschlüsse tatsächlich aktiv geschaltet. Im Umkehrschluss heißt das, dass drei Viertel der verfügbaren Anschlüsse ungenutzt bleiben, was bei den hohen Tarifen für Glasfaserverbindungen nicht verwunderlich erscheint.

Viel vom 100-Punkte-Maßnahmenpaket schon erreicht

Die Gigabitstrategie der Ampel-Regierung mit ihrem 100-Punkte-Maßnahmenpaket sieht vor, dass „überall dort, wo Menschen leben, arbeiten oder unterwegs sind“ bis 2030 Glasfaser bis ins Haus oder der neueste Mobilfunkstandard verfügbar sein sollen. Im ersten Schritt soll bis 2025, also in zwei Jahren, jeder zweite Haushalt Glasfaser nutzen können. Von den 100 geplanten Maßnahmen sind laut Tageschau nur noch 39 als offen angezeigt, 35 in Bearbeitung und 4 als „noch nicht begonnen“. Das heißt, 32 der 100 Punkte können bereits als erfolgreich erledigt gelten, 29 sind noch fortlaufend.

Eine Maßnahme, die Digital- und Verkehrsminister Wissing besonders hervorhob, ist die Verabschiedung der DIN-Norm 18220, mit der das unter anderem von Axians bereits angewendete alternative Verlegeverfahren Trenching erleichtert werden soll. Statt tiefer Gräben, werden dabei nur bodennahe, schmale Furchen gefräst, was einen wesentlich geringeren Eingriff in die Natur, Verkehr und denkmalgeschützte Wege bedeutet, wie Digital Chiefs in diesem Beitrag berichtet.

Telekom-Chef Srini Gopalan verglich den Breitbandausbau mit einem Marathonlauf, bei dem man einen langen Atem haben müsse und es gelte, Hürden aus dem Weg zu räumen. Sein Amtskollege Markus Haas von Telefónica Deutschland bezeichnete die Ausbauziele noch nicht als ambitioniert genug. Zusammen sprachen sie sich dafür aus, dass verbrauchsstarke Internetriesen wie Google, Netflix und Amazon sich an den Ausbaukosten beteiligen sollten.

Im ersten Schritt soll bis 2025, also in zwei Jahren, jeder zweite Haushalt Glasfaser nutzen können (Quelle:AdobeStock/volff).

Kreativität und Innovation können Dinge vorantreiben

Um den Breitbandausbau voranzutreiben, ist aber auch manchmal Kreativität und Innovation gefragt, wie sie Düsseldorf zusammen mit Vodafone bewiesen hat. Denn in der NRW-Landeshauptstadt ist es gelungen, 50 innerstädtische Litfaßsäulen ans Glasfasernetz anzuschließen und zu 5G-Funkstationen zu machen. Somit versorgen die runden Säulen 165 Jahre nach der Erfindung durch den Berliner Verleger Ernst Litfaß die Menschen der Stadt nicht nur mit Informationen, sondern auch mit 5G-Mobilfunk. In den kommenden zwei Jahre sollen weitere 100 Litfaßsäulen so nachgerüstet werden. Ein Vorteil der 5G-Litfaßsäulen ist, dass die Funkanlagen wesentlich unauffälliger und somit akzeptanzfördernder sind, ein anderer, dass es bei der Verdichtung der Innenstädte immer schwieriger wird, geeignete Standorte für Mobilfunkmasten zu finden.

Der 5G-Ausbau scheitert oft daran, dass für den neuen Mobilfunkstandard eine wesentlich höhere Antennendichte erforderlich ist. Trotz Forderungen, bei der 5G-Lizenzvergabe National Roaming vorzuschreiben, hat die Bundesnetzagentur darauf verzichtet, so dass die vier Anbieter Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und 1&1 Drillisch zum Teil immer noch ihr eigenes „Süppchen kochen“, um die versprochene Versorgungssicherheit herzustellen. Eine Lösung, das Dilemma aufzuheben, ist die Antennenbündelung, wie sie Axians auf einem Hochhaus in Neu-Ulm realisiert hat. Das Unternehmen, eine Tochter von VINCI Energies, ist wie das andere Beispiel Trenching zeigt, sehr darum bemüht, durch innovative Infrastrukturmaßnahmen den 5G- und Glasfasernetzausbau in Deutschland und anderen europäischen Ländern zu beschleunigen.

Axians gehört auch zu den führenden Anbietern von 5G-Campusnetzen. Hendrik Kahmann, Head of Innovation bei Axians Deutschland, zeigt in einem Digital-Chiefs-Beitrag, wie sich durch solche 5G-Campusnetze die Effizienz steigern lässt und die Industrie davon profitiert. Er gehört auch zu den treibenden Kräften einer unter dem LinkedIn-Hashtag #5GEHTcampus gestarteten Kampagne.

Quelle Titelbild: Adobe / NicoELNino

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