23.03.2022

Trotz oder wegen Corona: Die Zahl freier Stellen für IT-Fachkräfte hat laut dem ITK-Branchenverband Bitkom um 12 Prozent zugenommen. Ein Großteil der Unternehmen erwartet sogar eine Verschärfung der Personalnot.

Nach einem Peak von 124.000 unbesetzten Stellen im Jahr 2019 waren es 2020 trotz Corona und des damit verbundenen massenhaften Aufbruchs ins Homeoffice vieler Beschäftigter in Deutschland nur noch 86.000 und somit nur etwas mehr als 2018. Doch 2021 erreichte der Personalnotstand bei IT-Expertinnen und -Experten wieder einen neuen Hochstand. 96.000 Stellen blieben demnach unbesetzt, ein Plus von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Dabei wird die Digitalisierung der Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland immer dringender und sie ist auch einer der Eckpfeiler des Regierungsprogramms der Ampel-Koalition. Und auch die EU-Kommission mit dem „Weg in die digitale Dekade“ will Gas geben, um Europa wettbewerbsfähiger zu machen.

Grundlage der aktuellen Bitkom-Studie ist die Befragung von über 850 Unternehmen mit mehr als drei Mitarbeitenden aus den verschiedensten Branchen. Seit der ersten Erhebung im Jahr 2011 ist der IT-Fachkräftemangel immer deutlicher geworden. So waren es 2010 nur etwa 28.000 Vakanzen, bis 2015 pendelten sich die jährlichen Zahlen um plus, minus 40.000 offene Stellen ein. 2016 und 2017 waren es nur rund 51.000 und 55.000, 2018 schnellten sie auf 82.000 hoch. Soweit die zurückliegenden Zahlen seit 2010.

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Die Anzahl der zu besetzenden IT-Stellen. Bild: bitkom

Deutschland bei Digitalisierung ausgebremst

Der Bitkom-Präsident sieht die Digitalisierung als Antwort auf die Pandemie, die Klimakrise und das Ringen um Standortwettbewerbsvorteile.

Deutschland ist dabei aber durch den IT-Personalnotstand ausgebremst. Der Mangel an IT-Expert:innen lasse jedoch nicht genug Raum, die Digitalisierung „zu gestalten und zu treiben“. Der Personalnotstand im IT-Bereich treffe im Übrigen nicht nur die Wirtschaft, sondern auch den Staat, der bei der Besetzung von IT-Jobs oft das Nachsehen habe. „In Corona-Zeiten ist überall spürbar geworden, dass wir an Tempo zulegen müssen. Umso ernüchternder ist es, dass dafür an vielen Stellen Fachkräfte und Know-how fehlen“, so Berg.

Ende 2010 klagten rund zwei Drittel (65 Prozent) der befragten Unternehmen über einen Mangel an IT-Fachkräften, etwa ebenso viele (66 Prozent) rechnen damit, dass der IT-Personalnotstand in Zukunft noch größer wird. Am meisten gefragt sind aktuell Software-Spezialistinnen und Spezialisten. Vier von zehn (41 Prozent) der befragten Unternehmen suchen händeringend nach Software-Entwickler:innen und -Architekt:innen. An zweiter Stelle folgen Fachkräfte in den Bereichen Projektmanagement und -koordination (18 Prozent), an dritter Stelle im Bereich Anwendungsbetreuung beziehungsweise IT-Administration (13 Prozent). Hoch im Kurs sind derzeit mit 7 Prozent der Antworten auch Data Scientists und Big Data Experts sowie Datenschutzprofis mit IT-Qualifikation (4 Prozent).

Wie Bitkom-Präsident Berg findet, wächst sich der zunehmende Mangel an IT-Fachkräften „zu einer realen Bedrohung für Deutschlands große Transformationsaufgaben aus“. Dabei steht das Thema digitale Bildung ganz oben an auf der Prioritätenliste der neuen Bundesregierung.

Bild: Pixel-Shot/Adobe Stock

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