26.07.2021

Wer zu SAP S/4HANA umziehen will, hat die Wahl zwischen den Methoden Brownfield und Greenfield. Wir zeigen die Vor- und Nachteile beider Varianten.

SAP drängt seine Kunden dazu, auf das moderne und leistungsfähige ERP-System SAP S/4HANA umzuziehen. Die meisten Unternehmen verstehen die Vorteile der neuen Lösungen und wollen mitziehen. Laut einer aktuellen Umfrage vom Juni 2021 ist S/4HANA für fast alle ein Thema: 94 Prozent der befragten Unternehmen mit SAP als ERP-Anbieter planen die Transformation oder haben sie bereits abgeschlossen.

Ein einfaches Thema ist das allerdings nicht und viele Firmen scheuen noch vor den Kosten und Mühen einer Migration zurück. Ein Migrationsprojekt ist in jedem Fall eine größere Aufgabe, auch wenn sich mit den richtigen Automatisierungswerkzeugen und der nötigen Expertise, die kompetente Fachleute mitbringen, alle Hürden überwinden lassen.

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Viele Firmen scheuen noch vor den Kosten und Mühen einer Migration zurück. Quelle: Adobe Stock / Good Studio

Die Brownfield-Methode

Dieser Ansatz ermöglicht es Organisationen, S/4HANA einzuführen, ohne die bestehenden Geschäftsprozesse wesentlich zu stören. Der Brownfield-Ansatz ist typischerweise für Kunden geeignet, die einige ihrer benutzerdefinierten Umgebungen beibehalten möchten und deren Geschäftsmodelle sich nicht wesentlich weiterentwickelt haben.

Es handelt sich im Wesentlichen um ein technisches Upgrade, das es ermöglicht, auf bestehenden Elementen der SAP-Umgebung sowie auf Systemen aufzubauen, die Schnittstellen zu Systemen von Lieferanten und Partnern haben. Da eine definierte Abfolge von Aktivitäten auszuführen ist und eine Reihe von Prüfungen nach der Fertigstellung durchgeführt werden müssen, ist dieser Ansatz typischerweise schneller und auf den ersten Blick weniger invasiv als eine Implementierung auf der grünen Wiese (Greenfield).

Dies wiederum minimiert Verzögerungen und Unterbrechungen, die durch Tests für geschäftskritische Anwendungen entstehen. Unternehmen, die innerhalb der letzten fünf oder sechs Jahre eine SAP-Implementierung abgeschlossen haben, nutzen häufig den Brownfield-Ansatz.

Viele scheuen Transformationen oder sind mit ihren Prozessen zufrieden, aber sie wollen trotzdem die Vorteile der digitalen Plattform S/4HANA nutzen. Brownfield ist in der Regel kostengünstiger als eine Neuimplementierung.

Die Vorteile:

  • Schnellere Implementierung
  • Schritt-für-Schritt-Ansatz
  • Geringere Auswirkungen/Unterbrechungen von Geschäftsänderungen
  • Kostengünstigerer Weg
  • Weniger Ressourcen für die Umsetzung erforderlich
  • Ermöglicht die Neubewertung von Anpassungen und bestehenden Prozessabläufen

Die Kehrseite der Medaille:

  • Erhöht die bestehenden technischen Schulden des Unternehmens
  • Weniger Standardisierung
  • Weniger Möglichkeiten, neue Funktionalitäten zu nutzen
  • Löst keine tief verwurzelten Daten- und Prozessprobleme
  • Nicht geeignet bei Übernahmen

Der Greenfield-Ansatz

Hierbei handelt es sich um eine radikal neue Implementierung von S/4HANA, in die bestehende Daten migriert werden können. Sie ermöglicht ein komplettes Re-Engineering und eine Vereinfachung der Prozesse. Dies ist im Wesentlichen vergleichbar mit der Implementierung einer neuen Plattform für Ihr Unternehmen. Es wird eine völlig neue SAP-Umgebung aufgebaut.

Greenfield ist für Unternehmen geeignet, die einen Neuanfang machen und ein sauberes ERP haben wollen. Die Strategie, der Ansatz, der Zeitplan und die Abfolge der Aktivitäten für eine Migration entspringen oft dem Wunsch, Best Practices einzuführen und tief verwurzelte Herausforderungen in den aktuellen Systemen und der Gestaltung der Unternehmensstrukturen anzugehen.

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Greenfield ist gut für Unternehmen geeignet, die einen Neuanfang machen mit einem sauberen ERP haben wollen. Quelle: Adobe Stock / Nuthawut

Dieser Ansatz kann jedoch langwierig und ressourcenintensiv sein, da die Auswirkungen der Änderungen erheblich sind. Sie müssen im Vorfeld viel Zeit investieren, um am Ende die Früchte der Transformation zu ernten. Eine Greenfield-Implementierung ist eine große Veränderung, die sich auf alle Arbeitsabläufe auswirkt. Die neue Konfiguration sollte immer besser auf die strategische Ausrichtung des Unternehmens abgestimmt sein. Es ist auch die Chance für das Unternehmen, zu digitalisieren und sich für ein zukünftiges Geschäftsumfeld fit zu machen, in dem IoT, KI und Automatisierung allgegenwärtig sein werden.

Die Vorteile:

  • Sauberer Neubeginn
  • Adressiert tief verwurzelte Probleme
  • Übernahme von Best-Practice-Prozessen
  • Möglichkeit, mehr Automatisierung, mehr Innovation und mehr Kontrolle zu implementieren

Die Nachteile:

  • Komplexer
  • Teurer
  • Längere Implementierungszeit
  • Mehr Change Management erforderlich

Quelle Titelbild: Adobe Stock / alphaspirit

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