22.06.2021

Die Europäische Kommission hat konkrete Ziele für eine gemeinsame europäische Digitalpolitik bis zum Jahr 2030 vorgelegt. Der Digitale Kompass soll dabei als Wegweiser dienen und europaweit die Digitalziele auf ein einheitliches Level heben.

Die Europäische Union will durch gemeinsame Anstrengungen Fortschritte bei Digitalisierung europaweit schneller erreichen. Dafür hat sich die Kommission Anfang März für den Digitalen Kompass ausgesprochen. Dieser soll vorab definierte Digitalziele einheitlich in ganz Europa bis 2030 umsetzen. Europas Ziel ist eine digitale Welt, die sozial ausgewogen ist, in der die europäischen Werte und Grundrechte gelten und in der sich die Menschen sicher fühlen.

Dabei stehen vier Bereiche besonders im Fokus des Beschlusses:

I. Kompetenzen:
Bis 2030 sollen mindestens 80 Prozent der Erwachsenen in Europa über grundlegende digitale Kompetenzen verfügen. 20 Millionen Menschen – darunter mehr Frauen – sollen als Fachkräfte im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie beschäftigt werden.

II. Infrastruktur:
Alle Haushalte europaweit sollen bis 2030 an leistungsfähige digitale Netze (sogenannte Gigabit-Anbindung) angeschlossen sein. Auch soll sich der Anteil an der weltweiten Produktion von Halbleitern in Europa auf 20 Prozent verdoppeln. Außerdem sind der Aufbau von 10.000 klimaneutralen und hochsicheren Rechenzentren und erste Quantencomputer geplant.

III. Wirtschaft:
Bis 2030 sollen drei von vier Unternehmen die Cloud, Big Data und Künstliche Intelligenz nutzen. Zudem soll sich die Zahl der sogenannten Start-up-Einhörner, das heißt erfolgreiche Start-ups mit einer besonders guten Marktbewertung, in Europa verdoppeln.

IV. Staat:
Alle wichtigen öffentlichen Dienste sollen online verfügbar sein, ebenso wie im
elektronischen Gesundheitsdienst die Patientenakten. Darüber hinaus sollen 80 Prozent der EU-Bürgerinnen und -Bürger die digitale Identität nutzen.

Digitaler Kompass verschafft Überblick

Um diese vier Hauptziele zu erreichen, wurde der Digitale Kompass als Wegweiser für den digitalen Wandel bis 2030 entworfen. Er zeigt an, wie es um die Umsetzung der oben genannten Ziele bestellt ist. Mit Hilfe eines Ampelsystems wird sichtbar, wie gut die EU-Mitgliedstaaten bei der Umsetzung vorankommen. Auch erleichtert der Digitale Kompass mit verschiedenen Instrumenten, wie Mehrländerprojekten, die Ziele zu erreichen und die bürokratischen Barrieren der einzelnen Länder zu überspringen.

Mehrländerprojekte bringen Investitionen aus dem EU-Haushalt, den Mitgliedstaaten und dem Privatsektor zusammen. Dadurch werden Projekte finanziert, die kritische Lücken im digitalen Bereich schließen. Beispielsweise könnte so ein KI-gestütztes Netz von Sicherheitseinsatzzentren geschaffen werden, dass Cyberangriffe frühzeitig erkennt und sie abwehrt.

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Der digitale Kompass dient als Wegweiser für den digitalen Wandel bis 2030. Quelle: Bundesregierung

Digitale Souveränität angestrebt

Die Digitale Souveränität Europas meint die Fähigkeiten und Möglichkeiten der EU, ihre Rolle in der digitalen Welt selbstständig, selbstbestimmt und sicher ausüben zu können. Die Corona-Pandemie hat allerdings gezeigt, in welchen Abhängigkeiten sich Europa im digitalen Bereich befindet.Dies betrifft sowohl Technologien wie die Produktion von Halbleitern, die notwendig sind, um Elektroprodukte wie E-Autos und Solaranalgen herzustellen. Dies betrifft aber auch Dienstleistungen wie Cloud-Dienste.

Digitale Souveränität ist daher ein erklärtes Ziel der EU. Dabei meint digitale Souveränität nicht, dass die Europäerinnen und Europäer alles können müssen. Allerdings müssen sie selbst entscheiden, wo europäische Unabhängigkeit geboten ist.Daher verfolgt die EU eine Strategie, um Kapazitäten und Fähigkeiten dort auszubauen, wo es stärker selbstbestimmt sein will.

Finanzielle Unterstützung

Der Aufbaufonds „Next Generation EU“ soll größere gemeinsame Investitionen in den digitalen Wandel ermöglichen. Der Fonds stellt 672,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Diese Gelder fließen zu 20 Prozent in digitale Zukunftsprojekte und europäische Innovationskraft im digitalen Bereich.

Deutschland wird sogar mit 40 Prozent die Digitalisierung unterstützen. Die EU-Gelder sollen unter anderem in Forschung und digitale Infrastrukturen investiert werden und den digitalen Wandel der Wirtschaft fördern.

Quelle Titelbild: Adobe Stock / Eisenhans

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