04.09.2024

Ein neuer EU-Bericht zu den Fortschritten der Digitalisierung in den Mitgliedsstaaten bescheinigt Deutschland eine fast 100-prozentige 5G-Adeckung. Dabei gibt es auf dem Land immer noch viele Funklöcher. Entsprechend harsch ist teilweise die Kritik.

Anfang Juli 2024 hat die EU-Kommission Resümee gezogen, wie weit die EU-Mitgliedstaaten bei der Verwirklichung der Digitalziele für 2030 sind und Deutschland dabei gute Fortschritte bei der 5G-Abdeckung und Verbesserung der digitalen Grundkompetenzen bescheinigt.

Durch schlechte Vernetzung und Ausbau ist es am Land kaum möglich 5G-Netz zu nutzen. (Bildquelle: Adobe Stock/Christian Schwier)

Demnach stehe die Bundesrepublik mit 98,1 Prozent schon kurz davor, eine 100-prozentige 5G-Abdeckung zu haben.

Viele Menschen auf dem Land oder Reisende machen aber eine andere Erfahrung, und so ist denn kein Wunder, dass sich die Kritik über die Wirklichkeit vor allem in ländlichen Regionen bald laut wurde. Spiegel Netzwerk etwa schrieb, dass zwar in 95 Prozent aller Haushalte in Deutschland 5G zur Verfügung steht, die Abdeckung außerhalb der eigenen vier Wände aber deutlich schlechter sei.

Ländliche Fläche noch oft unterversorgt

Denn bisher seien nur 63 Prozent der bundesdeutschen Fläche mit einer verlässlichen 5G-Verbindung versorgt, wie eine Markanalyse des Vergleichsportals Verivox zeigt. Diese basiert zwar auf Daten der Bundesnetzagentur von April 2024, aber so viel dürfte sich in den vier oder fünf Monaten seither auch nicht getan haben, um die für Deutschland bescheinigte hohe 5G-Abdeckung auch in der Fläche zu erreichen.

Der Verivox-Studie zufolge versorgt die Deutsche Telekom 97 Prozent aller Haushalte, gefolgt von O2 mit 96 Prozent und Vodafone mit 92 Prozent der Haushalte. Im Schnitt versorgen die drei großen Betreiber also 95 Prozent der Haushalte mit schnellem 5G.

Verivox-TK-Experte Jörg Schamberg moniert allerdings: „Die von den Netzbetreibern angegebene 5G-Abdeckung suggeriert eine wesentlich bessere Versorgung, als tatsächlich erreicht wird“, und sagt laut Spiegel Netzwerk weiter: „Mobilfunknutzer bewegen sich schließlich in der Fläche und bleiben nicht an einem festen Ort – gerade das macht ja mobile Kommunikation aus.“

Hindernisse des 5G-Ausbaus und wie diese beseitigen

Als Bremsklötze beim 5G-Ausbau sieht der TK-Experte in erster Linie die oft zähen Genehmigungsverfahren oder Schwierigkeiten bei Umsetzung vor Ort einschließlich topographischer Hindernisse, die vor allem den Ausbau im Süden Deutschlands oft behindern.

Außerdem sei die Erschließung dünn besiedelter Gebiete weniger lukrativ und oft komplizierter, was wie bei der 4G-Andeckung dafür verantwortlich ist, dass insbesondere spärlich besiedelte Regionen oft unterversorgt sind. Die Bundesregierung und der Bundestag wollen durch Telekommunikations-Netzausbau-Beschleunigungsgesetz Abhilfe schaffen und schneller Genehmigungsverfahren bewirken.

Was die Versorgung mit Glasfaseranschlüssen (FTTP) angeht, ist Deutschland innerhalb der EU dem neuen Kommissionsbericht zufolge immer noch auf dem zweitletzten Platz.

In ländlichen Gebieten verkompliziert sich die Verbreitung des 5G-Netzes. (Bildquelle: Adobe Stock / Spectrum Sculptor)

Die Abdeckung hierzulande erreicht mit 29,8 Prozent noch nicht mal die Hälfte des EU-Durchschnitts von 64 Prozent. Der Anteil der Breitbandanschlüsse mit jeweils mehr als 1 Gbit/s liegt in Deutschland mit 5,5 Prozent gegenüber 18,5 Prozent ebenfalls deutlich unter dem EU-Durchschnitt.

Wie Axians Deutschland den Breitbandausbau vorantreibt, hat das Unternehmen Mitte Mai 2024 auf der ANGA COM in Köln gezeigt, darunter auch einen Axians M30 genannten innovativen Funkmast für die Mobilfunkversorgung. Dank seiner Konstruktion als „Fliegender Bau“ lässt sich der ohne langwierige Genehmigungsverfahren innerhalb eines Tages flexibel aufbauen und ist er sofort einsatzbereit.
Die für Digitalisierung zuständige EU-Vizepräsidentin Margarethe Vestager hat den jüngsten Bericht, ohne sich auf einzelne Länder zu beziehen, mit Schelte begleitet, aber auch zusätzlich Investitionen gefordert, um digitale Kompetenzen sowie die Einführung von KI in der Staatengemeinschaft voranzutreiben.
Im nächsten Schritt müssen die Mitgliedsländer bis Anfang Dezember 2024 ihre nationalen Fahrpläne überprüfen und anpassen, um sie mit den Zielen des Politikprogramms in Einklang zu bringen. Derweil hat die EU bereits erhebliche Mittel für die Förderung der digitalen Transformation bereitgestellt, darunter allein 150 Milliarden Dollar für „Aufbau- und Resilienzfazilität“.

Quelle Titelbild: Adobe Stock / kegfire

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